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Ich, der Retter der Biodiversität

  • Autorenbild: Yvonne Hochheuser
    Yvonne Hochheuser
  • 4. Juni 2023
  • 2 Min. Lesezeit

Meistens gehe ich ja mit Fraui raus. Also eigentlich immer. Die Männer in meinem Haus sind nur eine Alternative, wenn sie nicht da ist. Sonst weigere ich mich meist vehement. Ausser, es gibt läufige Hündinnen im Dorf. Dann bin ich jederzeit und mit wem auch immer für einen Spaziergang zu haben. So wie im Moment gerade. Und so durfte auch Herrchen mal wieder mit mir raus. Ihr wisst ja, dass wir auf dem Land wohnen. Also so richtig. Und vor unserem Haus gibt's eine riesige Wiese. Keine Biodiversitätswiese, deshalb wurde die auch schon gemäht. Der Bauer braucht nämlich Heu für seine Kühe, die im Herbst auch mal vor unserer Haustüre weiden. Und sobald der gemäht hat, wird unsere Wiese bevölkert von Mäusejägern. Von Störchen (von den angeblich 887 Storchenpaaren in der Schweiz leben sicher zehn Prozent bei uns). Und von Katzen. Vielen Katzen. Anders als die Störche fressen diese aber die Mäuse nicht, sind ja alles Hauskatzen und lassen sich Witzkatz oder so kaufen. Die töten nur und bevor es soweit ist, spielen sie noch mit ihren Opfern. Und das nervt Herrchen enorm. Vor allem, weil sie es nicht nur mit Mäusen tun, sondern auch mit Blindschleichen, Eidechsen, Fröschen - allem, was wir Sorge tragen sollten. Und deshalb hat er mich bei unserem letzten Spaziergang von der Leine gelassen, damit ich da mal aufräume. Er weiss ja, dass ich Katzen nichts tue; ich verjage sie nur. Blöd nur, dass Fraui das gesehen hat. Weil im Moment herrscht bei mir strickte Leinenpflicht, schliesslich leben wir unweit des Waldes und das Wild wagt sich sehr weit vor. Und blöd auch, dass gleich mein Lieblingsfeind, ein Labradoodle, um die Ecke kam, was Herrchen aber nicht sehen konnte, Fraui von der Terrasse aus aber schon. Mann, die hat ausgerufen wie ein Wald voll Affen, dabei ist gar nix passiert! Natürlich bin ich auf Herrchens Rückruf gekommen, er konnte mich anleinen und ich habe dann diesem wolligen Trottel die Meinung gegeigt, mehr nicht. Und Fraui hat Herrchen die Meinung gegeigt. Von der Terrasse aus. Ich sage mal, das ganze Dorf konnte es hören. Ich wollte dann auch gar nicht mehr weiter sondern schleunigst zurück zu ihr. Wenn die so drauf ist, wer weiss, was sie dann tut. Vielleicht das Haus abfackeln oder so. Sie hat dann aber nur Herrchen den Hundeführerschein entzogen. Inzwischen hat er ihn wieder, auf Bewährung. Weil seine Erklärung, er hätte mich nur als Retter der Biodiversität eingesetzt, ihr doch irgendwie eingeleuchtet hat. Sie weiss, dass ich mich gegenüber Blindschleichen und Co sehr respektvoll verhalte. Sie findet einfach auch, dass sich das auch Katzen und anderen Hunden gegenüber gehört. Dabei mal ganz ehrlich: Der grösste Berserker hier im Haus ist sie. Und das wissen jetzt auch alle im Dorf!



 
 
 

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